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Aussenansicht LVR-Berufskolleg Bedburg-Hau

14. Heilpädagogisches Forum

Allgemeines

Thema: Autismus und herausforderndes Verhalten

Referenten: G53

(Text: M. Ebbers, D. Schierenberg; Foto: J. Treeck)

Am Freitag, dem 29. Januar 2010 fand das 14. Heilpädagogische Forum am LVR-Berufskolleg in Bedburg- Hau statt. Die Klasse G53 informierte über das Thema "Autismus und herausforderndes Verhalten".

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1. Autismus allgemein

Zu Beginn haben sie uns Autismus im allgemeinen erklärt. Autismus wird von der WHO als eine tiefgreifende Entwicklungsstörung klassifiziert. Typisch sind:

  • Schwächen in der sozialen Interaktion und Kommunikation
  • Stereotype Verhaltensweisen
  • Stärken bei der Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Gedächtnis und Intelligenz
  • beeinträchtigte soziale Interaktion, Kommunikation und Sprache
  • Repetitive und stereotype Verhaltensmuster

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2. Frühkindlicher Autismus (Kanner)

Dann gingen die Referenten auf den frühkindlichen Autismus (Kanner-Syndrom) ein. Typisch für diese Form der Erkrankung ist, dass sie vor dem 3. Lebensjahr beginnt.

Es gibt 7 Merkmale der Sprachbeeinträchtigung beim frühkindlichen Autismus:

  • Echolalie
  • Pronominale Umkehr
  • Ja- / Nein- Antwortprobleme
  • Neologismen
  • Perseveration
  • Beeinträchtigung der Pragmatik
  • Fehlende Prosodie

Die Ursachen dafür sind genetische Faktoren, Erkrankung durch eine Kombination verschiedener spezifischer Gene, die während der Gehirnentwicklung aktiv sind oder durch biochemische Besonderheiten. Es kann allerdings auch sein, dass die Gewichtung nicht eindeutig feststellbar ist.

Folgen für die Betroffenen und ihre Umwelt sind Beeinträchtigungen in der selbstständigen Lebensführung, Kommunikations- und Wahrnehmungsschwierigkeiten, soweit das sie von der Umwelt abgekapselt werden. Die Erziehung ist mit viel Stress verbunden und die Personen haben Probleme bei der Anwendung sozialer Regeln.

Mittlerweile gibt es viele Therapiemöglichkeiten wie zum Beispiel:

  • Verhaltenstherapie
  • Elterntraining
  • Relationship Development Intervention (RDI)
  • Soziales Kompetenztraining
  • Ergo-, Physio-, Logopädie
  • „Ökologische Nische"
  • Medikamentöse Behandlung
  • Ergänzende Maßnahmen

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3. Asperger-Autismus

Zum anderen hat uns die G53 noch das Asperger-Syndrom beschrieben und vorgestellt. Es umschreibt innerhalb des Autismusspektrums eine ausgeprägte Kontakt- und Kommunikationsstörung bzw. Schwächen in der sozialen Interaktion.

Besonders beeinträchtigt ist die Fähigkeit der nonverbalen und parasprachlichen Signale (Tonfall, Lautstärke etc.) bei anderen Personen intuitiv wahrzunehmen und selbst zu senden. Die Intelligenz der Betroffenen ist in den meisten Fällen normal ausgeprägt. Daher werden sie von ihrer Umwelt nicht als Autisten wahrgenommen. Sie werden eher durch ihr Verhalten als ,,wunderlich" bezeichnet.

Das Asperger-Syndrom äußert sich spätestens im Vorschulalter. Es ist jedoch nicht nur mit Beeinträchtigungen verbunden, sondern auch mit erheblichen Stärken, die als Inselbegabung bezeichnet werden, z.B. in den Bereichen:

  • Wahrnehmung
  • Introspektion (Selbstbeobachtung)
  • Aufmerksamkeit
  • Gedächtnisleistung

Die Häufigkeit variiert je nach Studie zwischen 0,3 und 8,4 Kindern von 10.000.

Merkmale für dieses Syndrom sind Beeinträchtigungen der gegenseitigen Interaktion, ungewöhnliche, intensiv verfolgte Interessen oder stereotype Verhaltensmuster und Aktivitäten und motorische Ungeschicklichkeit.

Die Ursachen können einen genetischen Hintergrund haben oder Hirnschädigung und Hirnfunktionsstörungen oder neuropsychische Ausfälle.

Nicht jede Form des Asperger-Syndroms muss behandelt werden. Es gibt keine bestimmte Therapie, die zur Behandlung angewendet wird, sondern mehrere Arten von Therapien. Diese sind:

  • Verhaltenstherapie ABA (Applied Behavior Analysis)
  • Medikamentöse Therapie

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4. TEACCH

Des weiteren hat uns die Gruppe das Prinzip des TEACCH vorgestellt. TEACCH steht für „Treatment and Education of Autistic and related Communication handicapped Children" (dt.: „Behandlung und pädagogische Förderung autistischer und in ähnlicher Weise kommunikationsbehinderter Kinder").

Die Ziele des Modellprogramms in North Carolina sind:

  • Personen mit Autismus zu befähigen, in der Gesellschaft und in ihrer Lebenswelt vor Ort ein möglichst sinnerfülltes und selbstständiges Leben zu führen.
  • Allen Personen mit Autismus in North Carolina, deren Familien und allen, die diese unterstützen und betreuen, ein Hilfssystem anzubieten, das beispielhaft ist
  • Als Teil der Universität dazu beitragen, das Wissen über Autismus zu vermehren, Forschung und klinisch- praktische Arbeit miteinander zu verbinden und Erkenntnisse aus der wissenschaftlichen und praktischen Tätigkeit durch Trainings und Veröffentlichungen auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene zu verbreiten.

Das Prinzip von TEACCH ist es:

  • Autismus zu erkennen und verstehen
  • eine Partnerschaft mit den Eltern herzustellen
  • das Streben nach dem Optimum, nicht nach der Heilung
  • Individuelle Diagnostik als Basis für individuelle Förderung
  • Ganzheitlichkeit
  • Strukturierung der Fördersituation
  • Kognitive Psychologie und Lerntheorie
  • Orientierung an den Stärken zu finden
  • Langfristig angelegte Hilfen zu bekommen

Hinter der „Arbeit nach dem TEACCH Konzept" steckt mehr, als die Anwendung bestimmter Techniken. Zum TEACH Ansatz gehören:

  1. Eine wissenschaftliche Grundlage
  2. Eine spezielle Diagnostik
  3. Individuelle Förderpläne für eine ganzheitliche Entwicklung
  4. Integration verschiedener Methoden zur Entwicklungsförderung und
  5. Structured Teaching

Weiter hat uns die Gruppe noch Anwendungsgrundsätze von TEACCH vorgestellt. Die Strukturierung und Visualisierung in der Förderung von Menschen mit Autismus ist pädagogisch orientiert. Die Behandlung steht nicht im Vordergrund, sondern die Unterstützung der Betroffenen.

Structured Teaching bedeutet Erschließen von Bedeutungen, das Eröffnen von Zusammenhänge und Vermittlung von Fähigkeiten, in der Welt zurechtkommen. Visuelle Hinweise und Verstehensweisen geben ihnen Unterstützung in alles Bereichen des Lebens. Nicht nur individuelle Förderstunden, sondern der Alltag wird in die Förderung mit einbezogen. Die Gruppe hat uns an Hand von Rollenspielen die Prinzipien des TEACCH sehr gut verdeutlicht und uns durch Filme das Verhalten von Autisten nahe gebracht.

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5. Deeskalationsstrategien

Zum Schluss haben uns die Berufspraktikanten noch die Deeskalationsstrategien mit den 6-D-Regeln vorgestellt, die sie selbst im Seminar mit Herrn Janßen und Herrn Heesen kennengelernt haben. Die 6-D-Regeln sind die theoretische Grundlage zur Deeskalation mit all ihren Anteilen (vor, während und nach der Deeskalation).

  1. Davor: Man kann meistens eine Eskalation vermeiden, wenn man weiß, was dem Menschen mit herausforderndem Verhalten stört bzw. überfordert. Dann kann man diesen Situationen aus dem Weg gehen. Weiterhin sollten Absprachen, Regeln und Konsequenzen vereinbart werden.
  2. Dialog: Es ist wichtig immer mit den Menschen zu kommunizieren. Es sollte immer ein Dialog stattfinden um herauszufinden, was der Mensch mit Behinderung gerne mag und was er nicht mag.
  3. Direktive: Anweisung, Befehl, Auftrag
  4. Deeskalation: Deeskalation bedeutet das Verhindern von Konflikten und sich aufschaukelnden Prozessen, also Rückkopplungen, bzw. Teufelskreise und ist die schwierigste Aufgabe im Konfliktmanagement.
  5. Dokumentation: Dokumentieren Sie die Situation und Ihr Vorgehen.
  6. Danach: Stressbewältigung, Überprüfen des eigenen Verhaltens, Kohörenzgefühl und eine Problemdarstellung.

Nach der Vorstellung gab es eine offene Diskussion, die leider durch Zeitmangel nicht weit ausgeführt werden konnte.

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