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G57 München

1. Tag – Montag - Anreise, Unterkunft

Blick auf München (Frauenkirche und Altes Rathaus)
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Blick auf München (Frauenkirche und Altes Rathaus)

Es sollte der Anfang vom Ende sein. Eine erfolgreiche Ausbildung nähert sich der Zielgeraden.

So waren sich 21 angehende Heilerziehungspfleger einig, ein krönender Abschluss musste her. Und diesen nicht mehr oder minder im Rahmen einer gemeinsamen Abschlussfahrt im Berufspraktikum. Nach dem wir im Vorjahr bereits die Hauptstadt unsicher machten, hieß es nun, sich zum letzten Mal auf ein gemeinsames Reiseziel zu einigen. So debattierte die G57 über Freiburg, Hamburg und München. Eins war allen klar: Wir fahren im Januar und kalt wird's sowieso. Schlag auf Schlag war sich die gesamte Klasse einig, dass es diesmal die bayrische Landeshauptstadt treffen wird.

4 Sterne gebucht, den ICE gechartert und sämtliche soziale Einrichtungen im Raum München organisiert, konnte unserer Exkursion nichts mehr im Wege stehen.

Alles begann mit einer angenehmen Fahrt via Deutsche Bahn von Kleve über Düsseldorf im ICE gen Süden. Nachmittags im Hostel angekommen, bezogen alle Studierenden zu aller erst ihre Zimmer. Sämtliche Erwartungen der Studierenden wurden bei Weitem übertroffen. So war die Vorfreude auf das Abendessen in der Hostelkantine gigantisch. Es wurde geschlemmt und geschaufelt, schließlich hatten wir auch eine ausgedehnte Fahrt hinter uns.

Gestärkt und gewappnet für die Nacht machten sich die ersten Grüppchen los, um das Nachtleben Münchens zu erkunden.
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2. Tag – Dienstag - Stadtführung

Heute sollte unser Pflichtprogramm starten. Ausgeschlafen und fit wie ein abgelaufener Turnschuh trafen wir uns gemeinsam in der prunkvollen Hostellobby, in dem von uns angemietetem A&O Hostel Hackerbrücke. Dem Prachtbau entflohen, ging es dann mit der Tram ins Herz Münchens zum Marienplatz. In sibirischer Kälte und arktischem Schneesturm versammelten wir uns am Fischbrunnen. Trotz der herrlichen Witterung, durften wir auch noch etwas länger auf unsere Stadtführung warten.
Als die gute Dame eintraf, ging es auch schon rund durchs Zentrum. Die ersten Infos gab es am Marienplatz zu den umliegenden Gebäuden wie dem Rathhaus, dem alten Rathhaus und dem St. Peter. Begeistert und voller Interesse stapften wir durch die Schneemassen und retteten uns in die Frauenkirche. Es ist die größte Kirche Münchens und rund 3000 Menschen finden in ihr Platz. Aus diesem Grunde fanden auch wir noch ein warmes Plätzchen auf den hintersten Reihen. Beeindruckend waren die 22 gigantischen Pfeiler, die das Deckengewölbe trugen. Wir erfuhren, dass Papst Benedikt XVI., ehemals Kardinal von München, schon einige Male Messen in der Frauenkirche gehalten hat.

Die heilige Stätte verlassen, ging es rüber in die noble Einkaufspassage „Fünf Höfe". Dort bestaunten wir die hängenden Gärten, die über unseren Köpfen verweilten. Auf dem Weg zum geschichtsträchtigen Odeonsplatz, kamen wir am Hotel „Bayrischer Hof" vorbei. In höchstem Maße motiviert erreichten wir den Odeonsplatz. Atemberaubende Bauten bestaunten wir. Unter anderem die Theatinerkirche, die Feldherrnhalle und die Münchener Residenz. An dem selbigen Ort versuchte Adolf Hitler 1923 durch einen Putsch an die Macht zu kommen.

Von deutscher Geschichte geprügelt ging es zu einem ehemaligen, wohlhabenden Familienhaus im Stile des Rokoko. Der pure Luxus schellte uns gegen die Stirn. Traurigerweise konnten zwei der Studierenden dieses Highlight der Architektur, an Schönheit kaum zu übertreffen, nicht miterleben. Als die Gruppe wieder vollzählig war, schluderten alle gemeinsam zum Platz vor dem Nationaltheater.

Da alle die Wetterprüfung bestanden, meinte Petrus es gut mit uns und schob die Wolken beiseite. Die Sonne lachte über München und wärmte unsere Gemüter, sodass die Stimmung förmlich überschwappte. Gemunkelt wurde, dass der wahre Grund die Annäherung des Hofbräuhauses war. Das Nationaltheater hinter uns gelassen, stolzierten wir erhobenen Hauptes über die Maximilanstraße, in Richtung Hofbräuhaus. Für einige Studierende war der kulturelle Höhepunkt hiermit erreicht.

Notgedrungen ging es weiter gen Ende unserer Stadtführung. Vorbei am berühmten Kaffeehaus Dallmayer, eilten wir mit knurrendem Magen zurück zum Marienplatz. Dort herrschte ein großer Andrang von Touristen, die gemeinsam das traditionelle Glockenspiel sahen und hörten. Auch wir ließen uns von den 43 bezaubernden Glöckchen betören.

Der krönende Abschluss des Rundgangs waren informative Anregungen bezüglich unserer abendlichen Freizeitgestaltung. Zudem empfahl uns unsere Führerin, beim nächsten Besuch das 4You Hostel in München zu beziehen.

Hungrig und dürstend machte sich der Großteil der Klasse auf die Suche nach kulinarischen Gegebenheiten. Nachdem alle Studierenden ihr kaiserliches Festgelage bezwungen hatten, gestalteten die einzelnen Gruppen ihr Nachmittagsprogramm frei nach Schnauze. Einige besuchten das Deutsche Museum, andere wiederum machten sich auf in den Olympiapark.

Der anspruchsvollste Teil der Klasse machte im Hofbräuhaus eine Aufwartung von gefühlten fünf Stunden.

Um Punkt 19 Uhr trafen wir uns mit der gesamten Klasse im Glanze des Foyer, das bereits beim Betreten einen Vorgeschmack auf den Rest Hostels bat. Auch dort wurden keine Kosten und Mühen gespart, um Glanz und Gloria zu vermitteln.

In der Nacht versackte der Größtteil der Klasse im Stadtteil Schwabing, wo diverse Clubs und Bars auf uns lauerten.

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3. Tag – Mittwoch - SWW und SPZ

Südbayerische Wohn- und Werkstätten für Blinde und Sehbehinderte gGmbH (SWW)
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Südbayerische Wohn- und Werkstätten für Blinde und Sehbehinderte gGmbH (SWW)

Am Mittwochvormittag besuchten wir die zentral gelegene Südbayerische Wohn- und Werkstätten für Blinde und Sehbehinderte gGmbH (SWW) in München.

Dort angekommen wurden wir von zwei Mitarbeitern des sozialen Dienstes begrüßt und in zwei Gruppen aufgeteilt. Bevor der Rundgang startete erhielt jeder eine Brille, die eine Simulation von 5% Restsehvermögen herstellte.

Wir wurden gebeten die Brillen aufzusetzen und dem Mitarbeiter des sozialen Dienstes zu folgen. Dieses gestaltete sich nicht so einfach wie gewohnt, da durch die Einschränkung der Simulationsbrille eine gewohnte Orientierung nicht möglich war. Orientierung gaben uns farbige Leitlinien auf dem Boden des Flurs sowie Keramikwülste an den Wänden. Die Türen waren ebenfalls auffällig durch kontrastreiche Farben wie Rot/Grün gekennzeichnet. Zudem erklärte uns der Mitarbeiter, dass alle Mitarbeiter sich schwarz bzw. dunkel kleiden, da sie so besser zu erkennen wären.

Wir besuchten die einzelnen Arbeitsbereiche der Werkstatt. In jedem Arbeitsbereich erklärte uns ein Beschäftigter von ihrer täglichen Arbeit. Jeder Beschäftigte in der SWW kann nach einer zweijährigen Ausbildung in der Werkstatt in den verschiedensten Bereichen arbeiten. Es gibt dort die Daten- und Aktenvernichtung, Konfektionierung, Weberei und Keramik. Kunden mit stärkeren Einschränkungen werden in einer Förderstätte beschäftigt.

Die Weberei hat sich auf die Produktion von Teppichen und Sitzauflagen spezialisiert. An den Handwebstühlen können zwei bis drei Mitarbeiter gemeinsam arbeiten, dort entstehen Fleckerlteppiche aus ungebrauchten Rest-Stoffstreifen oder Teppiche aus hochwertiger Schurwolle (gefilzt und ungefilzt).

In der Konfektionierung (Verpacken, Kuvertieren, Montagearbeiten) liegen die Stärken im Bereich Zählen oder Wiegen (z.B. Schrauben, Muttern), Abstimmen auf vorgegebene Größen (z.B. Kabel, Bänder), Verkleben oder Verschweißen, sowie Falzen und Etikettieren. Für diese Leistungen und ähnliche manuelle Tätigkeiten im Bereich Konfektionierung stehen spezielle Vorrichtungen zur Verfügung oder werden entwickelt.

In der Keramik werden Gebrauchs- und Zierkeramik in Formen gegossen, aus Platten ausgestochen oder aus einzelnen Elementen aufgebaut. Diese werden in Serien produziert, sind jedoch immer wieder als Einzelstück eine Herausforderung für den Beschäftigten sowie auch für den Mitarbeiter. Teller und Trinkhilfen, bunte Tassen mit Schriftzug in Blindenschrift, Klangspiele und Gartenfahnen werden in der Werkstatt für das eigene Zuhause oder auch für Einrichtungen produziert.

Die Daten- und Aktenvernichtung der SWW versteht sich als Dienstleister der Informationsgesellschaft bei der Entsorgung sensibler Daten auf Papier, Folien und elektronischen Speichermedien. Diese Abteilung wurde jedoch nach außen verlagert, da der vorhandene Platz in der Werkstatt nicht mehr ausreichend war. Nach Beendigung des Rundganges trafen sich beide Gruppen mit den Mitarbeitern des sozialen Dienstes in einem Besprechungsraum. Hier war Raum für Fragen und auch einen intensiven Erfahrungsaustausch über das Arbeiten in Werkstätten in Nordrhein-Westfalen und in Bayern.

Nach der Brotzeit ging es zum Sozialpsychiatrischen Zentrum, im SPZ wurde uns das Konzept der Einrichtung und die Einrichtung vorgestellt. Das Sozialpsychiatrische Zentrum ist eine Rehabilitationseinrichtung für psychisch kranke Menschen vom Paritätischen Wohlfahrtsverband Bayern.
Im Sozialpsychatrischen Zentrum gibt es drei verschiedene Arten von Aufenthaltsplätzen

  • Vollstationäre Rehabilitationsplätze
  • Nacht-Rehabilitationsplätze
  • Tag-Rehabilitationsplätze

Die Aufenthaltsdauer im SPZ ist begrenzt auf 24 Monate und wird je nach individuellem Hilfebedarf befristet.

Der Personenkreis besteht aus psychisch kranken Menschen, die rehabilitationsfähig und motiviert sind.
Den Klienten stehen dazu verschiedene angebotene Maßnahmen zur Verfügung, wie Arbeitstraining, Sozialtraining, Milieutraining sowie medizinische Versorgung und familiäre Beratung und Betreuung. Zudem werden unterschiedliche Freizeitmaßnahmen angeboten. Die Ziele des Sozialpsychatrischen Zentrums sind eine möglichst selbständige Lebensführung bei guter Lebensqualität zu erarbeiten und herzustellen. Zudem soll ein möglichst guter Umgang mit der Krankheit gefunden werden.

Zum Abschluss konnten wir uns noch mit einem HEP-Auszubildenden über die Ausbildung in Bayern unterhalten.

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4. Tag – Donnerstag - KZ Dachau

Eingang KZ Dachau; Foto: G57
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Eingang KZ Dachau; Foto: G57

Am vierten Tag der Studienfahrt besuchten wir die KZ Gedenkstätte Dachau. Diese befindet sich auf dem ehemaligen Gelände des KZ Dachau und wurde 1965 eröffnet. Das Konzentrationslager bestand von 1933 bis zu seiner Befreiung 1945 und wurde anschließend von den Alliierten zunächst als Gefängnis und später als Unterkünfte für Flüchtlinge genutzt.

Während der Zeit von 1933 – 1945 saßen ca. 200.000 Gefangen in Dachau ein. Wobei nie mehr als ca. 34.000 Personen gleichzeitig. Während zu Beginn hauptsächliche politische Gegner, Gewerkschafter etc. inhaftiert waren, weitete sich der Personenkreis in der Folgezeit auch auf Homosexuelle, Sinti, Roma, Kriminelle, Zeugen Jehovas und Juden aus.

Im Besucherzentrum wurden wir von unserer Museumsführerin in Empfang genommen und begannen auch unmittelbar die Führung beim sogenannten Jourhaus, also dem Eingang des ehemaligen KZ's an dessen Tür der bekannte Spruch „Arbeit macht frei" prangte. Vor dem Jourhaus waren noch die Reste des Bahnsteigs zu sehen, über den die Gefangenen direkt bis vor das KZ transportiert wurden.

Ebenfalls von diesem Punkt aus konnte man noch die alten SS-Unterkünfte und die SS-Schule sehen, die allerdings außerhalb des Geländes der Gedenkstätte liegen und heutzutage von der Bereitschaftspolizei Dachau genutzt werden.

Vom Jourhaus ging die Führung weiter auf den Appellplatz, auf dem zu Höchstzeiten 34.000 Gefangene zum Appell antreten mussten. Das Lager war ursprünglich für 5.000 Personen ausgelegt.

Anschließend gingen wir weiter in das Wirtschaftsgebäude. Zuerst betraten wir den sogenannten Schubraum, in dem die Gefangenen registriert wurden. Auch das Häftlingsbad wurde besichtigt.

Von dort aus überquerten wir den Appellplatz zu den bestehenden Museums- / Häftlingsbaracken. Auf dem Weg dorthin, hielten wir noch an einem Denkmal, welches direkt vor dem Wirtschaftsgebäude steht. Ein Teil dieses Denkmals zeigt die farblichen Wimpel, mit denen die Gefangen quasi markiert wurden.

Bemerkenswert für diesen Teil des Denkmals war, dass einige Farben fehlten. So wurden zum Beispiel keine pinken (Homosexuelle) oder grüne (Sinti/Roma) Dreiecke verwendet. Dies ist auf den damaligen Zeitgeist zurückzuführen.

Die Baracken schließlich zeigten deutlich, wie stark das KZ in der Zeit seines Bestehens angewachsen ist. In drei Räumen wurden die Schlafräume nachgestellt, die von einer ursprünglichen Größe von 40 Schlafplätzen zu Räumen für 120 Personen und mehr anwuchsen. Insgesamt waren in einer Baracke bis 1000 Personen untergebracht.
Von dieser ersten Baracke aus trat die Gruppe ihren Weg an, um an den Grundrissen der vormals 32 Baracken vorbei zu den Krematoriumsgebäuden zu gelangen.

Am Übergang zu den Krematorien wurden uns die Sicherheitsmaßnahmen des KZ erklärt. Diese bestanden aus sieben Wachtürmen, einem Grünstreifen auf dem jeder erschossen wurde, der ihn betrat, einem Graben, sowie einem, unter Strom stehenden, Stacheldrahtzaun mit anschließendem Patrouillestreifen.

In der gesamten Zeit schaffte es lediglich ein Häftling diese Sicherheitsvorkehrungen zu umgehen und zu flüchten. Allerdings geschah dies noch recht früh und ein großer Teil der Vorrichtungen stand noch nicht.

Zum Abschluss besichtigten wir noch die beiden Krematorien, die bis 1944 in Betrieb waren. Im größeren Gebäude war zudem eine Gaskammer untergebracht, die allerdings nie wirklich in Betrieb genommen wurde. Das Gelände rund um die Krematorien ist quasi Parkähnlich angelegt und dient den Hinterbliebenen der Opfer als eine Art Friedhof.

Anschließend kehrten wir zum Besucherzentrum zurück, wo wir uns noch mit einem Kaffee aufwärmten.

Am Abend trafen wir uns mit der gesamten Klasse im Hardrockcafé um dort zu speisen und uns von rockiger Live Musik betören zu lassen.

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5. Tag – Freitag - Rückfahrt und Fazit

Auch der schönste Ausflug hat irgendwann mal ein Ende und so war auch schon der letzte Tag erreicht.

Ein letztes Mal die Feinschmeckertheke mit dem üppig bestücktem Frühstücksbuffet geplündert, trafen sich alle Studierenden punkt halb 10 im Foyer, nachdem all unsere Zimmer penibel aufgeräumt und gesäubert wurden.

Schleichend und schleppend quartierten wir uns im ICE Richtung Köln ein, wo der Größtteil der Klasse mit dem Nachholen des versäumten Schlafes beschäftigt war.

Fazit


Unser Résumé ist eindeutig. Die G57 agierte mit exzellentem Zusammenhalt vor einer Stadtkullisse und kultureller Gegebenheit die ihres Gleichen sucht. Ein knackig strammes Wochenprogramm gab uns bereichernde Einblicke in die Behindertenhilfe Bayerns, sowie deren geschichtsträchtigen Hintergrund.

Ein gelungener Abschluss, der jedem einzelnen in Erinnerung bleiben wird. Ein besonderes Lob gilt unserer Begleitung, Frau Lindemann. Mit reichlich Kollegialität, Fairness und geselliger Beteiligung, hat sie ihren Teil dazu beigetragen, dass München ein gelungenes Erlebnis wurde.

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